Sarah Kuttner liest aus “Mama & Sam”

Wer nicht weiß, dass die lustigsten Menschen oft auch die Trauer am tiefsten erfahren, wird die zwei Seiten der Sarah Kuttner nicht zusammenkriegen: Wie sie sich um Kopf und Kragen quatschen konnte, damals, in den großen Jahren von Viva und MTV und dann in ihren eigenen Shows. Und wie tief empfunden sie als Autorin von den traurigsten Dingen erzählt, von Depression und Panik wie im ersten Roman „Mängelexemplar“ oder dem Tod eines Kindes in „Kurt“, ihrem letzten Buch. Mit „Mama & Sam“ ergründet Sarah Kuttner jetzt ganz neue Untiefen – und wie man aus ihnen zurück ans Licht finden kann: Nach dem Tod der Mutter wird die zurückgebliebene Tochter mit deren Doppelleben konfrontiert. Aber nicht die wahnwitzige Liebe der Mutter zu einem Betrüger erschüttert sie bis auf den Grund der Seele. Es sind die Chats der beiden, die sie im Nachlass findet und aus denen sie sich selbst aus einem erbarmungslosen Blick entgegentritt, wie ihn nur eine Mutter haben kann. Was bleibt von den Gewissheiten eines Lebens bei einem so fundamentalen Verrat? Und wie findet man zu neuer Nähe? Zu sich selbst. Und zur Mutter. – Nur Sarah Kuttner kann davon mit so viel kluger Wärme, mit so viel Härte und Witz erzählen.